Vortrag Burkhard Stork, Bundesgeschäftsführer ADFC

Wie es geht und – wie es schnell geht!

Burkhard Stork betont in Münster fahren vor allem die wohlhabenden und hochgebildeten Menschen mit dem Rad. ÖPNV und Radnutzung sind keine Alternativen für die Menschen mit geringerem Einkommen. In den Niederlanden leben die wenigsten adipösen Kinder in Nordeuropa. Ein Erklärungsansatz ist die Nutzung des Fahrrads. Hier wird der Schulweg grundsätzlich mit dem Rad erledigt, und nicht wie in Deutschland mit dem Schulbus oder dem „Elterntaxi“. Gute Verkehrspolitik ist also auch gute Mobilitätspolitik.

70% der Autofahrten sind kürzer als 10 km. Für diese Strecken müssen die Alternativen gestaltet werden. Dies bezieht sich auch auf die Pendler. Autonomer Verkehr wird keine Lösung sein, er wird die Lage nochmal verschlechtern. Der Anteil der Radfahrten ist in den letzten Jahren nicht gestiegen. Die Mobilität mit dem Fahrrad muss ausgebaut werden. Münster ist zwar vielen Städten weit voraus, jedoch ist die Bereitschaft die nächsten Schritte zu gehen geschrumpft. In Deutschland fahren nur 5% der über 75-Jährigen mit dem Rad, sie machen aber 50% der beim Radverkehr getöteten aus. Auch die Fahrradnutzung von Schulkindern läuft den Möglichkeiten weit hinterher. Im Bereich der Sicherheit für Radverkehr muss viel getan werden!

Die Defizite bei der Fahrradinfrastruktur in Deutschland sind vielseitig. Eine große Schwachstelle ist die Führung von Radwegen. Sie müssen verständlich geleitet werden, insbesondere bei Zweiweg-Radwegen. Schlecht geplante Radwegen haben massive Sicherheitsprobleme. Ideale Radwege müssen so gelegt und so markiert sein, dass sie für alle Verkehrsteilnehmer erkennbar und verständlich sind. Stattdessen werden die Radfahrer zu den Autos und Bussen auf die Straße geschickt. Dahinter steckt der Gedanke, dass sich Radfahrer ihren Platz auf der Straße erobern. Die Risiken und die Möglichkeiten eines Jeden wurden dabei nicht berücksichtigt. Die Probleme dieser Prämisse sehen wir noch heute. „Wir brauchen Städte, in denen sich Menschen im Alter von 8 bis 80 frei bewegen können“ – von der Erfüllung dieses Grundsatzes sind wir weit entfernt. Dieser Grundsatz gilt in vielen Großstädten anderer Länder, wirklich erfüllt wird er allerdings nur in Vancouver, Stockholm und Adelaide. Hier können wir viel lernen.

Münster hat viele Radfahrer obwohl so wenig im Sinne der Fahradfahrer geplant wird. Die Politik muss Platz für Radfahrer schaffen. Nur dann können wir in Zukunft noch mehr Menschen dazu bewegen, das Rad zu nutzen. Die Zeit drängt. Radfahren muss komfortabel und sicher sein, dazu wird eine zukunftsfähige Infrastruktur benötigt.

Burkhard Stork

Vortrag Burkhard Stork, Bundesgeschäftsführer ADFC | Foto Helmut Fehr

Burkhard Stork

Kopenhagen, Utrecht, Chicago, Lissabon - gelungene Beispiele wie Mobilitätsangebote intelligent miteinander verknüpft werden können und zudem Raum geschaffen wird für Begegnung und Aufenthalt. Burkhard Stork (Bundesgeschäftsführer des ADFC) zeigt: Wie es geht und – wie es schnell geht! | Foto Martin Zumdiek

Burkhard Stork,
Bundesgeschäftsführer ADFC

ADFC | Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club (Bundesverband) e. V.